Standing Ovations zum Gründungskonzert

Diesen einmaligen Konzertabend werden alle Anwesenden so schnell nicht vergessen.

Innerhalb des Jubiläumsjahres der Musikschule Lauffen a.N. und Umgebung hatte man am Samstag das Junge Kammerorchester Tauber-Franken nach Lauffen ins Pauluszentrum eingeladen.

Trotz sommerlicher Temperaturen füllte sich die Kirche an diesem Abend nahezu bis auf den letzten Platz. Und was die jungen Musiker aus den Landkreisen Main-Tauber, Heilbronn und Ludwigsburg anschließend an musikalischem Feuerwerk zündeten, das hatte wohl zuvor keiner erwartet.

Das neu gegründete JKO Tauber-Franken hat seinen Ursprung in der Projektidee der zwei erfolgreichen Streicherpädagogen Kirsten-Imke Jensen-Huang und Andreas Berge. Sie waren es, die sich im Herbst 2015 ein Orchesterprojekt für ihre und eventuell auch weitere Schüler wünschten, welches musikalisch fordert, aber auch menschlich verbindet. Im Frühjahr kam dann noch die Bratschistin Manja Huber ins Dozententeam. Über eine Woche haben sie die 13- bis 19-jährigen Schüler in der Jugendherberge Schloss Rechenberg auf dieses Konzert vorbereitet. Neben langen Proben in traumhafter Umgebung war aber auch Zeit für Entspannungsübungen, um Verspannungen und Haltungsschäden vorzubeugen, als auch Freizeitaktivitäten, wie Tischtennis und Schwimmen. Am Ende wurde aus 29 Individuen ein musikalisch und auch menschlich homogener Klangkörper.

Eröffnet wurde der Konzertabend unter dem Dirigat von Thomas Conrad mit dem Adagio und Fuge von Wolfgang Amadeus Mozart. Dem kraftvollen und ruhigen Auftakt folgt eine Fuge, bei der es den jungen Streichern jederzeit gelang das Thema herauszuarbeiten und mit musikalischen Phrasierungen trotzdem durchsichtig zu gestalten – ein hervorragender Auftakt.

Danach erklang die Serenade op.20 von Edward Elgar. Beseelt von ritterlichen Tugenden und den großen Gestalten des englischen Mittelalters ging Elgar ans Werk, als er 1892 seine Serenade für Streicher schrieb. In der Urfassung trugen die 3 Sätze noch die Überschriften: Frühlingslied, Elegy und Finale. Munter und fröhlich startete das Orchester in den ersten Satz. Gefühlvoll und wunderbar schwelgend gelang die Elegy, bevor das tänzerische Finale wieder in das Thema des ersten Satzes mündete. Feinste dynamische Differenzierungen und wunderbar schöne Melodiebögen, das passte hervorragend zu diesem jungen Ensemble.

Das Concerto für 2 Violinen und Streichorchester des Engländers Malcolm Arnold aus dem Jahr 1962 war ein Auftragswerk des Geigenvirtuosen Yehudi Menuhin für sich selbst und seinen Schüler Alberto Lysy. Am Samstag Abend wagten sich die 2 jungen Bundespreisträgerinnen Sue-Inken Huang (16) und Laura Klooz (14) an den 2. und 3. Satz dieses anspruchsvollen Werkes. Auswendig und mit wunderbar gefühlvollem Zusammenspiel ging es durch das ruhige Andantino. Nahezu halsbrecherisch und trotzdem tänzerisch leicht folgte das furiose Vivace-Presto, welches das Orchester jederzeit spritzig aber auch dezent zu begleiten wusste. Dies war das erste Highlight des Abends. Es folgte stürmischer Applaus, bevor sich die Solistinnen wieder im Orchester einreihen durften.

„I Chrisantemi“ von Giacomo Puccini versetzt das Publikum anschließend wieder in eine ganz andere Stimmung. Die Chrysantheme gilt in Italien als Totenblume. Mit seiner düster-schwelgerischen Melodik und seiner übersteigerten Chromatik erweckt das hochexpressive Werk ein tiefes Gefühl von Trauer. Die zahlreichen und überaus dramatischen Rubati, als auch die letzten Atemzüge in der Coda gelangen hervorragend. Bravo!

Das kontrastreiche Programm mündete in das bekannte Concerto grosso von Karl Jenkins. Das 3-sätzige Werk ist nach dem Renaissance-Architekten Palladio benannt und kann eine gewisse harmonisch mathematische Ordnung nicht verbergen. Für die jungen Streicher bedeutete dies jedoch nochmals Finger- und Bogenfertigkeit, große dynamische Bandbreite und tänzerische Leichtigkeit unter Beweis zu stellen.

Dass dies ausgezeichnet gelang, zeigte der lang anhaltende Applaus. Als Zugabe riss Libertango von Astor Piazzolla dann auch den letzten Zuhörer von den Sitzen.

Ein wunderbarer Spätsommerabend wurde gekrönt von einem außergewöhnlichen Konzert eines neuen jungen Streichorchesters.

Am Ende gab es noch einen Ausblick in die Zukunft – das Orchesterprojekt wird auf  Wunsch aller Musiker in 2017 eine Fortführung erfahren. Auf die Entwicklung des Ensembles und das Konzertprogramm im kommenden Jahr darf man schon heute gespannt sein.